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Management von Klimarisiken rechnet sich: Positiver Einfluss niedriger CO2-Intensitäten auf die Performance von Unternehmen und Portfolios
von Dr. Thomas Schulz, Akademischer Leiter des Kompaktstudiums Socially Responsible Investments

Es ist hinlänglich geklärt, dass die Verfolgung einer nachhaltigen Geschäftsstrategie die Finanzperformance von Unternehmen steigert, und auch die Anwendung nachhaltiger Kapitalanlagestrategien führt zu verbesserten Rendite-Risiko-Kennzahlen entsprechender Portfolios.
Unter allen Nachhaltigkeits- bzw. ESG-Themen hat sich zwischenzeitlich der Einfluss des Klimawandels auf Unternehmensprozesse bzw. Investitionsportfolios als Einflussfaktor mit höchster Materialität entwickelt. Auch hier stellt sich nun die Frage, ob sich mit einem professionellen Klimarisikomanagement die Finanzperformance von Unternehmen bzw. die Risk-Return-Ratios von Investitionsportfolios optimieren lassen.

Zum besseren Verständnis dieses Zusammenhangs und der nachfolgend skizzierten Studienergebnisse müssen einige Begrifflichkeiten geklärt werden.

Klimarisiken setzen sich aus drei Risikokategorien zusammen, die sehr unterschiedlich den Erfolg von Unternehmen und Portfolios beeinflussen können:
  • Physische Risiken: Entstehen durch Extremwetterereignisse an eigenen Produktionsstandorten oder in Unternehmen der Wertschöpfungskette (direkter kurzfristiger Einfluss auf Unternehmensperformance durch physische Schäden)
  • Transitions- oder Transformationsrisiken: Stellen Risiken für das Geschäftsmodell dar, ergeben sich aus dem Übergang zu CO2-freien Wirtschaftsstrukturen (Dekarbonisierung), z.B. durch gesetzliche Regulierung (CO2-Preise), oder die wettbewerbsrelevante Verschiebung von Nachfragestrukturen (CO2-intensive Branchen) (mittelbarer langfristiger Einfluss auf die Unternehmensperformance, führt zu sukzessiver Ertragserosion)
  • Reputationsrisiken: Werden hauptsächlich von Asset Managern genannt als Motiv für die Berücksichtigung von Klimathemen bei der ESG-Integration in die Investitionsprozesse; Treiber dieser Entwicklung ist eine zunehmend klimasensibilisierte Kundschaft, für die bereits bei der Auswahl der Asset Manager deren ESG/Klima-Kompetenz entscheidend ist.
Die CO2-Intensität beschreibt, ob ein Unternehmen und seine Wertschöpfungskette durch seine Geschäftstätigkeit eine hohe oder niedrige CO2-Emission verursacht; hierzu werden die Emissionen ins Verhältnis gesetzt zu einer Umsatzgröße. Die verbreitetste Kennzahlenvariante lautet: Tonnen CO2 / EUR 1 Mio. Umsatz. Dieser Wert weist große branchenbedingte Unterschiede auf, er kann in den Kategorien 1 Tonne (Finanzdienstleister) und 700 Tonnen (Versorger) liegen.

Die beigefügte Literaturliste führt 58 wesentliche Publikationen (seit 2015) über das Klimarisikomanagement von Unternehmen und Portfolios auf. Ein Abschnitt besteht aus zehn Veröffentlichungen über den Zusammenhang von CO2-Emissionen und Finanzperformance; die aufschlussreichen Ergebnisse von fünf dieser Studien werden nachfolgend skizziert.
 
1. In einer globalen Studie von Bassen/Busch/Lewandowski/Sump aus 2016 (Aktien von 4.114 Unternehmen, 2005-2014) erzielt das Portfolio mit den niedrigsten CO2-Intensitäten (bestes Quartil) gegenüber dem Portfolio mit den höchsten CO2-Intensitäten (schlechtestes Quartil)
  • eine Überrendite ( Alpha) von 0,77% (Scope 1+2) / von 0,67% (Scope 1-3),
  • ein um 30,2% / 26,8% höheres Marktwert/Buchwert-Verhältnis (Scope 1+2 / Scope 1-3).
2. Eine weitere Studie von In/Park/Monk aus 2018 (Aktien von 736 US-amerikanischen Unternehmen, 2015) kommt zu dem Ergebnis, dass
  • Portfolios mit CO2-effizienten Aktien (bestes Tertil) eine Überrendite (Alpha) von 3,5 bis 5,4% p.a. gegenüber Portfolios mit CO2-ineffizienten Aktien (schlechtestes Tertil) erzielen;
  • CO2-effiziente Unternehmen auch eine gute finanzielle Performance aufweisen (Tobin´s Q, ROI, Cash flow, Schuldendienstdeckungsgrad). 
3. In einer Studie von Stich aus 2017 über deutsche Unternehmen (2015) wird die Grundgesamtheit der Aktien im Betrachtungszeitraum jährlich in zwei Portfolios aufgeteilt, die dann jeweils zu einer Long/Short-Strategie verbunden werden; hierbei sind zwei Fälle zu unterscheiden:
  • Im Long-Portfolio befinden sich jeweils die Aktien von Unternehmen mit CO2-Intensitäten über dem jeweiligen Branchenmedian und im Short-Portfolio solche mit CO2-Intensitäten darunter.
    Am Ende des Betrachtungszeitraums konnte das Long/Short-Portfolio eine kumulative Rendite von 62,5% erzielen, das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 4,4%. In allen außer drei Geschäftsjahren gab es eine positive Wertentwicklung.
  • Im Long-Portfolio befinden sich jeweils die Aktien von Unternehmen mit einer unerwarteten Verringerung des CO2-Ausstoßes über dem Branchenmedian (hohe unerwartete CO2-Reduzierungen) und im Short-Portfolio solche darunter (niedrige unerwartete CO2-Reduzierungen).  
    Am Ende des Betrachtungszeitraums erzielte das Long/Short-Portfolio eine kumulative Rendite von 95,6%, entsprechend eine durchschnittliche jährliche Rendite von 6,3%. In acht der einbezogenen elf Geschäftsjahre gab es eine positive Wertentwicklung.
4. In einer Auftragsstudie des Schweizerischen Bundesamtes für Umwelt werden von CSSP/South Pole Group in 2016 unterschiedliche klimafreundliche Investitionsstrategien untersucht.
  • Passive Strategien: Die Analyse von elf klimaorientierten Indices zweier marktrelevanter Indexanbieter (MSCI, STOXX)  hat in acht von elf Fällen ein besseres Rendite-Risiko-Verhältnis gegenüber den jeweiligen Vergleichsindices ergeben.
  • Aktive Strategien: Auch die Prüfung zweier marktbekannter klimafreundlicher Anlagestrategien auf Basis eines Klimaverträglichkeitsmodells (2 Degree Investing Initiative) bzw. von Klimaratings (CLIMPAX) kommt zu dem Ergebnis, dass das Rendite-Risiko-Verhältnis beider Strategien das der Benchmarks schlägt.
5. Nach einer globalen Studie von Kleimeier/Viehs aus 2016 über Fremdkapitalkonditionen (1.600 große Bankkredite an Unternehmen)
  • liegt der Risikoaufschlag auf den Basiszins (Spread) von Krediten an Unternehmen, die über ihre Klimarisiken berichten (über CDP), um durchschnittlich 10% niedriger als der Spread für Kredite an Unternehmen, die keine entsprechenden Informationen veröffentlichen;
  • erhöht sich der Spread im Durchschnitt um 6,5 Basispunkte, wenn sich das Klimarisiko des Kreditnehmers um 1 Standardabweichung (Risikomaß) erhöht;   
  • liegt der Spread der Kredite an die schlechtesten 5% der Unternehmen um 9,5 Basispunkte höher als der Spread der Kredite an die besten Unternehmen, jeweils gemessen auf Basis ihrer CO2-Intensität;
  • können die „schlechten“ Unternehmen den Risikoaufschlag wiederum reduzieren, wenn sie
    • ihre veröffentlichten Klimainformationen von einer externen Instanz verifizieren lassen,
    • Emissionsreduzierungspläne verfolgen und
    • das Thema Unternehmensverantwortung an einem Vorstandsmitglied festmachen.  
Die Ergebnisse sind unabhängig davon, ob der Kreditgeber Umweltnormen zu berücksichtigen hat.

Die Studienergebnisse zeigen eindrücklich, dass es für Unternehmen und Asset Manager schon alleine aus ökonomischen Gründen vorteilhaft ist, ein proaktives Management von Klimarisiken zu betreiben. Und auch für Kundenberater im Wertpapiergeschäft dürfte diese Erkenntnis von Interesse sein, da sie damit für den Vertrieb von ESG- und klimaorientierten Anlageprodukten argumentativ viel besser gerüstet sind.

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